Jau, ich nutz einfach mal diesen Thread hier jetzt, um zu posten.
Ich habe mir vorgenommen, zu diesem Album jetzt etwas ausführlicher zu schreiben, aber da überhaupt einen Ansatz zu finden, ist sehr schwierig. Vielleicht sollte ich zuerst beim wunderschönen Artwork beginnen, das zwar keinen Zweifel an der traurigen Grundstimmung des Albums lässt, aber auch immer wieder durch hübsche Cartoons stilistisch gebrochen wird. Am allerschönsten das Prelude von Katharine Kennedy (und ich will mir mal endlich den Gedichtband zulegen):
Let me lie on your heart like snow;
Cool and apart
For a moment...so...
Before the flames start
And the snow melts
And the waters flow
And beneath your lips
Crack the old, eternal,
Impatient whips...Ich will's gar nicht erst herauszuögern:
Electro-Shock Blues ist für mich ein ganz besonderes Album, einfach aus dem Grund, weil es mir durch die allerschlimmsten Täler geholfen hat. Genau deswegen liebe ich diesen Mark Oliver Everett - er mag ganz offen von seinen teils sehr unschönen Lebenserfahrungen berichten, völlig unverhohlen, aber er tut es auf eine Art, die bewirkt, dass die Lieder allesamt auch von Hörern mit ganz unterschiedlichen Problemen gehört werden können. Man muss keine an Krebs erkrankte Mutter haben, um die Gefühle, die in
Dead of Winter transportiert werden, nachvollziehen zu können:
standing in the dark outside the house
breathing in the cold and sterile air
well i was thinking how it must feel
to see that little light
and watch it as it disappears
and fades into
and fades into the nightTatsächlich habe ich
Electro-Shock Blues gehört und höre es immer wieder, damit es mir danach besser geht. Und zwar nicht auf die zynische Art, dass ich da einem Menschen zuhöre, dem es sehr viel schlimmer ergangen ist als mir und meine eigenen Probleme danach in den Schatten gestellt werden. Das ist Unsinn und das sollte jeder wissen, der Ratschläge, die in diese Richtung gehen, erteilt.
Zentral ist in
Electro-Shock Blues immer diese Strophe aus
3 Speed:
life is funny
but not ha ha funny
peculiar i guess
you think i got it all going my way
then why am i such a fucking mess?Wer danach nicht glaubst, dass E ein wahrer Poet ist, dem ist nicht mehr zu helfen.
Warum also nun zwischen all dem Leid, zwischen der Musik durchdrungen von Störgeräuschen, die mehr als deutlich innere Unruhe ausdrücken, die Meinung, dass das Album einem helfen kann? Dass man sich nach dem Hören einfach besser fühlt? Weil dieser Mensch in allem Kummer immer die finale Wendung findet. Darum ist
Electro-Shock Blues eigentlich nur in seiner Gesamtheit zu hören: Wenn
P.S. You Rock My World fehlt, fehlt auch das Herzstück des Albums.
walked in to the thrif-tee
saw the man with the hollow eyes
who didn't give me all my change
but it didn't bother me this time
'cause i know i've only got
this moment
and it's good
...
i don't know where we're going
i don't know what we'll do
...
and maybe it is time to live Sicherlich nicht die lebenbejahendste Hymne, die's gibt, aber in dem Kontext ein gewaltiger Schritt. Diese Kraft, wie E sie hat, hätte ich selber auch gerne. Ich beneide ihn echt darum. Nicht nur hat er sich mit seinem Leben abgefunden - und manche Menschen sind ja aber auch vom Pech verfolgt -, nein, es gefällt ihm sogar. Kein minimalistisches Das-beste-draus-machen-Denken, sondern tatsächliche Zufriedenheit. Deswegen blicke ich zu ihm hinauf: Noch hab ich den Punkt nicht erreicht, so zu denken, aber ich möchte es gern.
P.S. You Rock My World ist selbstverständlich nicht der einzige positive Lichtblick in dem Album, aber doch der deutlichste.
So, nun aber als Hausaufgabe 10 mal
Electro-Shock Blues hören. Amen.
Jetzt aber genug des Seelenstriptease