[mep] schrieb on 12.07.2005 um 21:09:14:
1Punkt: Bad Boys II ist ein vollkommen willkürlicher Film geworden, hinter dem keinerlei Ausrichtung zu erkennen ist. Hinter den großen Filmen des amerikanischen Kinos (wie den Filmen von Welles oder Kubrick etc.) steht immer eine klare Vision wie der Film letztlich auszusehen hat, wie die Bildkomposition festzulegen ist, schlicht was wie wann gezeigt wird ... diese grundlegende Ausrichtung ist bei Bad Boys II nicht mal mehr marginal zu erkennen
zuersteinmal ist der vergleich von kubricks meisterwerken mit dem amerikanischen actionkino in diesem fall ziemlich unangebracht. ich vergleiche doch kein kaviar mit fischstäbchen, wenngleich sie beide für manche leute ihren eigenen reiz haben mögen.
zweiten, welche vision erwartest du denn bitte? ich erwarte auch von kaugummi nicht, dass er mir die weltformel löst, sondern, dass er lecker schmeckt. das tu ich auch in diesem film.
er mag nicht die symbolische und visuelle aussagekraft eines kubricks haben, aber lässt doch deutlich die intention des regisseurs, eine leicht zu verfolgende, klare rahmenhandlung, zu schaffen, erkennen.
wenn ich einen actionfilm sehe, möchte ich einfach nicht über das leben sinnieren und groß über filmische interpretationen nachdenken.
so gesehen, haben wir hier eine klare linie, sowohl optische (unabstreitbar), wie auch inhaltlich.
[mep] schrieb on 12.07.2005 um 21:09:14:
... Bay filmt ähnlich wie es in vielen US-Sitcoms der Fall ist: Er hält einfach mit möglichst vielen Kameras drauf und überlässt dann den Rest dem Cutter ... jegliche filmische Vision, jeglicher filmische Anspruch muss bei so einer Arbeitsweise auf der Strecke bleiben ...
weshalb? hat die arbeit des cutters für dich keinen künstlerischen anspruch?
in einem derart schnellen actionfilm, wie bad boys 2, bist du als regisseur auf ein gutes editing angewiesen. ich denke schon, dass bay sich grobe gedanken für die abläufe der sequenzen gemacht hat, denn....
[mep] schrieb on 12.07.2005 um 21:09:14:
die Dynamik soll dann letztlich mittels einer möglichst schnellen Schnittfolge entstehen, was nur noch einen viel wirreren Gesamteindruck entstehen lässt ...
...genau den punkt seh ich nicht so. ich finde diese szenen im film äußerst gelungen. aber das mag ansichtssache sein. zumindest solange bis ich keine klare analyse des films sehe, in der deutlich wird, wie man es hätte besser machen können.
solange bleibt das für mich deine persönliche meinung, die ich absolut respektiere.
[mep] schrieb on 12.07.2005 um 21:09:14:
ein Gegenbeispiel der neueren, erfolgreichen, seichten Unterhaltung ist für mich Hellboy.
kenn ich leider nicht.
[mep] schrieb on 12.07.2005 um 21:09:14:
Sieh dir mal nur die kurze Sequenz an, in der Hellboy über die einstürzende Steinbrücke flüchtet und sich mit einem Sprung unter dem zufallenden Tor in Sicherheit bringt ... ich erläutere die Szene mal kurz aus dem Gedächtnis: Totale von der Seite auf Hellboy, der über die Brücke rennt Schnitt Seitwärtskamerafahrt auf den rennenden Hellboy Schnitt Nahaufnahme von vorne auf Hellboy, im Hintergrund wird die Brücke durchschlagen Schnitt Totale von der Seite auf den flüchtenden Hellboy, der durch die noch kurz geöffnete Tür hechtet Schnitt Innenraumnahaufnahme von den in den neuen Raum fallenden Hellboy Schnitt Großaufnahme von Hellboys Schwanz, der erst kurz bevor das Tor sich final schließt von Hellboy nachgezogen werden kann ...
das klingt zwar gut, hat aber folgendes problem, weshalb auch hier (zumindest teilweise) der vergleich mit bb2 etwas hinkt. hier kommt auch der punkt zum tragen, warum ich hellboy noch nicht gesehen haben. die trailer haben mir einen immensen einsatz von cgi effekten suggeriert und das ist einfach etwas, das ich, solange es nicht nur der dezenten visuellen unterstützung dient, in filmen gar nicht gern sehe.
im besonderen mein ich damit animierte menschen, figuren, denen man ihren digitalen ursprung deutlich an den animationen erkennt. da steh ich mehr auf handmade action (s. bb2
).
diese szenen klingen erstens mal so, als wären sie zu 80 prozent aus dem computer und zu 20 prozent aus ner bluebox. natürlich lässt sich so viel einfacher ein bestimmter szenenprozess darstellen, als wenn man in voller fahrt autos auf eine strasse schmeißt.
zweitens handelt es sich bei hellboy um eine comicverfilmung (wie man an deiner deutlich comichaft stilisierten szene erkennen kann), die einen völlig anderen visuellen anspruch hat, als ein film wie bad boys 2. stell dir diese szene, so oder so ähnlich in bays film vor. sie würde lächerlich und deplaziert wirken.
mag sein, dass es spass macht sich hellboy anzusehen, doch den vergleich halte ich auch hier für unangebracht.