Stromberg - Der Film: ***1/2

Insgesamt doch ein ganz zünftiger Abschluss der Serie, mit einer hohen Gagdichte und wirklich mitunter brillanten Onelinern. Gibt aber auch immer mal wieder einige kürzere Durchhänger, die Story ist nicht gerade besonders umfassend ausgearbeitet und vor allem das Ende auch nicht wirklich zufriedenstellend (zumindest was die gesamte Capitol-Mannschaft betrifft, eigentlich geht es die letzten zehn Minuten nur noch um Stromberg selbst). Aber es war zumeist eine recht ausgelassene Stimmung im Kino, sogar mit Abschlussapplaus - was ja auch nicht zu häufig in deutschen Filmhäusern geschieht und die 90 Minuten sind flott vergangen. Bin aber extra heute in die Vorstellung zu 10€ das Ticket gegangen, weil die Stromberg-Crew als Gäste angekündigt waren und ich auf Autogramme für meine Komplettbox gehofft hatte. Die sind auch gekommen. Waren aber nur drei und nicht wie angekündigt ein gutes Dutzend Darsteller und die waren auch nur ca. 15 Minuten da, haben eine kurze Einführung gegeben und sind dann gleich wieder zum nächsten Kino verschwunden. Schon schade, das. Aber Christoph Maria Herbst war da und hat ordentlich Schau gemacht! Wäre mit Sicherheit auch ein toller Late Night Host; nahezu eine traumwandlerische Sicherheit vor dem Publikum und ein absolut sicheres Gespür für spontane Pointen. Und das nach einer Woche mit knapp 40 Kinos im Rücken; war schon eine ganz flauschige kleine Präsentation, aber eben doch auch recht schnell wieder vorbei - ohne eine Möglichkeit der Boxveredelung...  

Habe mir heute Gondrys ´Der Schaum der Tage´ angesehen, erstmal nur in der Kurzfassung. Visuell spektakulär, aber inhaltlich doch eher karg und unstimmig. Audrey Tautou ist ausserdem dramatisch gealtert und gerade in dieser Rolle wirkt ihre scheinbare Jugendlichkeit fast eher aufgesetzt, inzwischen. Im letzten Drittel wird der Film aber immer düsterer und visuell noch bestechender und der Film wandelt sich über Farbe zu Brauntönen zu b/w, so dass zumindest dieser Teil herausragend und auch so noch nicht gesehen ist. Aber irgendwie müsste der Film toller sein, als ich ihn gerade eben empfunden habe. Zudem wirkt er auch recht digital; nicht was die hauptsächlich handgemachten Effekte betrifft, aber eher die Bildqualität. Liegt aber vielleicht auch daran, dass es eine aktuelle DVD war und ich inzwischen BD gewöhnt bin (und zudem auch davon überzeugt, dass die aktuellen DVD - Fassungen bewusst unterdurchschnittlich ausfallen; ist sonst für mich nicht erklärbar, warum pre-BD DVD-Versionen soviel besser aussehen können, als das heute mitunter so der Fall ist). Morgen sehe ich mir dann noch die Langfassung an; hoffentlich gewinnt der Film recht ordentlich durch die gute halbe Stunde an Zusatzmaterial...

Oldboy BD - Spike Lee: ***

Eigentlich in so vielen Belangen wirklich so umfassend scheiternd, dass man fast nur staunen könnte. Und doch, es gibt zwischenzeitlich immer wieder etliche plötzliche Höhepunkte und visuelle Schmankerl zu bewundern, die einem doch wieder mit dem Film versöhnen und am Ende Schwanken lassen, ob denn wirklich vorher tatsächlich immer alles so ungemein missraten gewesen sein kann, wie man es zuerst wahrgenommen hat. Der Film ist aber fürchterlich zerschnitten, hat mitunter unterirdische darstellerische Leistungen und wirklich nahezu keine Logik aufzubieten - weder zeitlich, narrativ noch visuell. Aber eben auch gleichzeitig erstaunliche Sequenzen, die aber zumeist direkt aus dem Original übernommen worden sind. Aber irgendwie fand ich den Film letztlich trotzdem sehenswerter, als vieles, was ich in den letzten Monaten an neueren Filmen zu sehen bekommen hatte. Seltsam.

Captain Phillips BD - Paul Greengrass: ***

Die gleiche Sternchenanzahl, mit konträrer Begründung, nahezu. Ein sehr dichter, konzentrierter, schlichter Film, ohne visuelle oder narrative Sperenzchen. Tom Hanks in seiner besten Leistung seit vielen, vielen Jahren. Und ein Film, der trotz seiner über zweistündigen Laufzeit und der so übersichtlichen Plotentwicklung durchgehend spannend und fortschreitend bleibt. Aber letztlich stellt der Film dadurch eben auch nichts wirklich ungesehenes oder gar atemberaubendes dar. Gutes, solides cinematographisches Handwerk, aber in die Filmgeschichte schreibt man sich so bestimmt nicht mehr tiefgründiger mit ein. Was mir nach dem Film auch nicht so ganz klar war, ist warum solche Containerschiffe nicht präventiv mit vernünftigen Schutzräumen oder gar bewaffneter Crew versehen werden. Ist das eine Kostenfrage ? Wenn ich mir dann aber ansehe, dass im Falle einer Entführung praktisch die halben amerikanischen Streitkräfte mobilisiert werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass dieser Ansatz wirklich kostendeckender ausfällt. Und der wundersame und gleichzeitig hyperprofessionell ausgefallene Rettungserfolg zum Ende des Films hin, lässt auch die ganze Grundkonstruktion als schlicht systemimmanent und self-fulfilling erscheinen. Und das ist natürlich eine kalte, zynische, möglicherweise auch ungewollte Schlusspointe...   

[mep] schrieb on 16.05.2014 um 11:22:22:


Allumfassend missraten. *

Man sollte wirklich nur noch Filme ansehen, die mindestens schon dreizig Jahre alt sind; oder wahlweise und noch besser direkt aus den 30er Jahren stammen...

[mep] schrieb on 19.05.2014 um 21:14:19:

nachdem meine zeiten, in denen ich im kino praktisch wohnte, schon lange vorbei sind, antworte ich darauf: absolut und mindeztenz!!

hm, also das expressionistische in diesen alten filmen mag ich, besonders was die ausstattung und kulissen angeht. was bei murnau aber etwas anstrengend und mitunter auch befremdlich ist, ist das theatralische spiel der schauspieler. ja, klar, gehört zum expressionistischen dazu, dennoch.